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190 Das Zeitalter der Zerstörung des alten und der Entstehung de- neuen Reich».
schloß ein österreichisches Heer in Mantua ein, das er zu belagern begann. Alle Entsatzheere, die herannahten, schlug er und zwang die Festung zur Kapitulation. Dann drang er, obwohl ihm nunmehr der Erzherzog Karl entgegengestellt wurde, in die Alpen ein und gelangte bis in das Murtal. Da begann Österreich im Jahre 1797 Friedensverhandlungen, deren Er-«Äp°fo?mtogebnis der Friede von Campoformio (in Venetien) war. Kaiser 1797. Franz gab seine Zustimmung dazu, daß das linke Rheinuser vom deutschen Reich abgetreten würde; auch das bisher österreichische Belgien wurde Frankreich einverleibt; aus Mailand und anderen italienischen Gebieten wurde eine cisalpinische Republik gebildet. Dafür erhielt Österreich den größeren Teil des Gebiets der Republik Vjjt edjjjy der Bonaparte den Untergang bereitete.
Napoleons Fcldzug nach Ägypten und Staatsstreich.
§ 199. Der Feldzug nach Ägypten. Jetzt stand nur noch E n g l a n d gegen Frankreich unter den Waffen. Da eine Landung in England selbst als ein zu schwieriges Unternehmen erschien, so faßte Bonaparte den Plan, diesen See- und Kolonialstaat dadurch zu schädigen, daß er Ä g t) p t e n besetzte und so die Verbindung Englands mit Indien, dem wichtigsten Teile seiner Kolonien, unterbräche; zugleich hoffte er, so eine wertvolle Erwerbung für Frankreich machen zu können. 1798 fuhr er ab. Unterwegs landete er in Malta, das bisher dem Johanniterorden gehört hatte, und besetzte die Znsel7 Dann gelang es ihm, von dem englischen Admiral Nelson unbemerkt, bei Alexandria zu landen. Er besiegte daraus die Reiterscharen ^der Mamelucken, welche Ägypten beherrschten, in einer Schlacht bei den Py^ra -mid en, von denen, wie er seinen Soldaten zurief, „vier Jahrtausende auf sie herabsahen", und zog in Kairo ein. Indessen aber hatte"nelson seine auf Dbukir. her Reede von A b n k i r liegende Flotte angegriffen und vernichtet. So war das französische Heer von der Heimat abgeschnitten.
Da ihm jetzt auch die Türkei den Krieg erklärte, so machte Bonaparte ^zu^ nach einen Einfall nach Syrien, der aber mißglückte. Nach Ägypten zurückgekehrt, faßte er den Entschluß, sein Heer zu verlassen. Er entging den Wachschiffen der Engländer und landete im Herbst 1799 in der Provence.
1799 § 200. Napoleons Staatsstreich. In Frankreich fand Napoleon eine
tiefe und allgemeine Mißstimmung über die Regierung des Direktoriums vor. Da stürzte er sie durch den Staatsstreich vom 18. B r n m a i x c (9. No-ve°faffung° vember) und gab dem Lande eine neue Verfassung. Als er st er Konsul
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Extrahierte Ortsnamen: Mantua Venetien Frankreich Mailand Napoleons Frankreich England Englands Indien Frankreich Malta Alexandria Kairo Syrien Napoleons Frankreich
rl3<fj.
260 Das Zeitalter der Zerstörung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
eingeführt sind, durch Beiträge der einzelnen Bundesstaaten nach Maßgabe ihrer Bevölkerung aufzubringen. x-eshfng. An der Spitze der Reichsverwaltung steht nicht ein kollcgialisch gegliedertes Ministerium, sondern allein der Reichskanzler, dem sämtliche Reichsbehörden untergeordnet sind und der zugleich preußischer Ministerpräsident zu sein pflegt. Die Reichsbehörden werden von Staatssekretären geleitet; zu ihnen gehören das auswärtige Amt, das Reichsamt desjnneren, das Reichsmarineamt, das Reichsju st izamt, das R e i ch s s ch a tz a m t, das Reichspostamt, das R e i ch s e i s e n -b a h n a m t.
§ 258. Das Dreikaiserbiindllis. Der Dreibund. Das neue Reich war ein Reich des Friedens; seine starke Wehrkraft sollte dazu dienen, ihm "'reich.den Frieden zu sichern. Besonders zu Frankreich blieb das Verhältnis gespannt. Das Verlangen nach Revanche erfüllte dort weite und einflußreiche Kreise. Die Armee wurde nach deutschem Muster organisiert, sehr verstärkt und die allgemeine Wehrpflicht eingeführt.
Demgegenüber war es die erste Aufgabe der deutschen Staatsmänner, das Vaterland so verteidigungsfähig zu machen,; daß es im Notfall jeden feindlichen Angriff allein zurückzuweisen imstande wäre. „Ein großes Volk besteht nur durch sich selbst und aus eigener Kraft", erklärte Graf Moltke 1874 im Reichstage, als er eine weitere Verstärkung des Heeres befürwortete; und Fürst Bismarck sagte in der berühmten Reichstagsrede, die er im Februar 1888 hielt und in welcher er einen Überblick über Deutschlands auswärtige Politik gab: „Wir Deutsche fürchten Gott, aber sonst nichts in der Welt!" Doch hielt es der große Staatsmann von vornherein für seine Pflicht, durch B ü n d n i s s e mit anderen Mächten die Machtstellung Deutschlands zu verstärken und den Frieden zu sichern. Zunächst war es ebenso für Kaiser Wilhelm wie für seinen Kanzler ausgemacht, daß Deutschland in erster Linie mit Rußland ein gutes Verhältnis zu wahren habe, dessen Kaiser Alexander Ii., der Neffe des deutschen Kaisers, auch seinerseits zu Deutschland hinneigte. Da es Bismarcks kluger und versöhnlicher Staatskunst gelang, auch mit Österreich wieder gute Beziehungen anzuknüpfen, Äs entstand im Jahre 1872 das Dreikaiserbündnis, das, solange es bestand, als ein Bollwerk des Friedens wirkte; in ihm nahm Deutschland die führende Stellung ein.
Da trat infolge der orientalischen Verwickelungen eine Verschlechterung der Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland ein. Seit
Die üuszere Politik des deutschen Reichs
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130 Das Zeitalter der religiösen Kämpfe 1519 — 1648.
ttähö in skit 1637 Ferdinand Iii., seine Zustimmung gegeben hatte, zur Unter-1637-1657. zeichnung des Friedens.
Bestim- Was zunächst die Gebietsverhältnisse anlangt, so wurde fol-
mungen , ;
über gendes bestimmt:
verhält- Frankreich wurde für seine Teilnahme am Kriege dadurch ent-
nlf,e" schädigt, daß ihm außer den Bistümern Metz, Toul und Verdun, die es bereits 1552 gewonnene hatte, die Landgrafschaft Elsaß abgetreten wurde; französische Fahnen wehten also nunmehr am Rhein, und Süddeutschland stand französischen Einfällen offen.
An Schweden fiel Vorpommern, dazu die früheren Bistümer Bremen und Verden; so beherrschte es die Mündungen der Oder, Elbe und Weser.
Brandenburg erhielt von dem pommerschen Erbe nur Hinter--pommern, dazu als Entschädigung die Bistümer Cammin, Minden, Halber-stadt und die Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg, dessen Ad-
ministrator, ein sächsischer Prinz, im Jahre 1680 starb.
Die Rheinpfalz wurde dem Sohne Friedrichs V. zurückgegeben und für ihn eine achte Kurwürde geschaffen.
Die Schweiz und die Niederlande wurden endgültig vom
deutschen Reiche losgetrennt.
Kirchliche Ferner wurden die religiösen Verhältnisse geordnet. Der
mutigen, gewaltige, anfangs von großen Erfolgen begleitete Versuch der katholischen Partei, den Protestantismus auf der ganzen Linie zurückzudrängen, war schließlich mißlungen. Beide Bekenntnisse wurden von neuem als gleichberechtigt anerkannt und nunmehr endlich auch die Reformierten in den Religionsfrieden aufgenommen. Hinsichtlich der geistlichen Güter bestimmte man, daß diejenigen, die 1624 katholisch gewesen seien, katholisch, die, welche sich damals in protestantischem Besitz befunden hätten, protestantisch bleiben sollten.
Ver- Endlich wurden wichtige Bestimmungen über die Reichst) er-
rechtlichefassung getroffen. In dem Kamps zwischen Kaisertum und Fürstentum wunsen. hatte das letztere den Sieg errungen. Den Fürsten wurde durch den westfälischen Frieden die volle Landeshoheit zugesprochen, insbesondere das Recht, Bündnisse untereinander und sogar mit fremden Mächten, außer gegen Kaiser und Reich, abzuschließen.
Deutschland am Ende des dreißigjährigen Krieges.
Zerspittte- § 140. Die politischen Verhältnisse. Die Folgen des großen Krieges
5)Ä= waren für Deutschland in jeder Beziehung verhängnisvoll; zunächst auf dem
tauttf.
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164
Das Zeitalter des Emporkommen? Preußens 1648 — 1786.
den Thron bestiegen, auf welchen G e o r g Ii. gefolgt war. Die Verfassung Englands nahm in dieser Zeit immer mehr die Form an, welche wir P a r l a -mentarismus nennen. Das Parlament gab in allen wichtigen Fragen den Ausschlag; es kam allmählich dahin, daß die Könige von England ihre Minister jedesmal der im Parlament herrschenden Partei entnahmen. Indessen breitete sich der englische H a n d e l, die englische S ch i f f a h r t und der englische Kolonialbesitz immer weiter aus, und England überflügelte in dieser Beziehung sowohl Holland wie Frankreich. Infolge seines Gegensatzes zu Frankreich stellte es sich in dem großen Streite, der sich jetzt um die pragmatische Sanktion erhob, auf die Seite Österreichs.
Rußland. Als eine Macht, die zwar noch immer halb asiatisch, aber durch den
weiten Umfang der beherrschten Landstrecken bedrohlich war und von vornherein einen erobernden Charakter hatte, griff jetzt auch Rußland in die Händel der europäischen Politik ein. In P o l e n, wo die staatliche Ordnung durch fortwährende Wirren erschüttert wurde, wo der König ohnmächtig und der herrschende Adel in Parteien gespalten war, war bereits der russische Einfluß herrschend. Den Zarenthron bestieg im Jahre 1741 infolge einer Palastrevolution Elisabeth, die jüngste Tochter Peters des Großen^
1740-1742 k 176. Der erste schlesische Krieg 1740-1742 und die Anfänge des
österreichischen Erbfolgekrieftts. Als Friedrich die Nachricht von dem Tode Karls Vi. erhielt, entschloß er sich sofort die mißliche Lage Österreichs auszunutzen; er hoffte, durch einen glücklichen Angriffskrieg Schlesien zu erobern, Preußen groß zu machen und für sich selbst unsterblichen Ruhm zu erwerben. jsein Haus hatte ein altes Anrecht auf die Herzogtümer Lieg-n i tz, B r i e g und W o h l a u, die zur Zeit des großen Kurfürsten trotz des von Joachim Ii. geschlossenen Erbvertrags von dem Kaiser eingezogen worden waren (vgl. §161). So fiel denn Friedrich in Schlesien ein und besetzte schnell fast das ganze Land, wo er besonders von den protestantischen Ein-Mollwitz. wohnern mit Freuden aufgenommen wurde. Durch den Sieg bei M o l l -1741' w i tz (unweit Brieg) behauptete er feine Eroberung.
Indessen brach derosterreichischeerbfolgekrieg aus. Unterstützt van Frankreich, eroberte Karl Albert van Bayern Böhmen. In dieser Not wandte sich Maria Theresia, der von den auswärtigen Mächten nur England beistand, an die Ungarn; ihren kleinen Sohn Joseph auf dem Arme, erschien sie im Reichstag zu Preßburg. Bald trat ein Umschwung ein. Zwar wurde der Kurfürst von Bayern zu Beginn des Jahres 1742-I745 1742 in Frankfurt als Karl Vii. zum deutschen Kaiser gewählt, und so fiel zum ersten Male wieder seit dreihundert Jahren die deutsche Krone an
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Extrahierte Ortsnamen: Englands England England Holland Frankreich Frankreich Karls Schlesien Brieg Frankreich England Ungarn Frankfurt
Ereignisse der europäischen Politik.
217
den Gegnern besetzten Gehöfte ein. „Blücher oder die Nacht", sagte der. besorgte englische Feldherr. Da erschienen in der rechten Flanke des französischen Heeres die Preußen. Auch jetzt trat Napoleon noch nicht den Rückzug an, sondern warf die eine Halste seiner Garden, die er bisher in Reserve behalten hatte, dem neuen Feind entgegen, während er die andere Hälfte von Ney noch einmal gegen die Engländer führen ließ. Aber beide Angriffe mißlangen; überall geschlagen, stürzten die Franzosen bald in ungeordneter Flucht dahin. Bei Belle Alliance trafen sich Blücher und Wellington und umarmten sich. G neisenau aber leitete die Verfolgung, die so gründlich war, daß das feindliche Heer völlig zersprengt wurde. Dabei fiel Napoleons Magen mit seinem Hut und Degen und einem reichen Inhalt an Gold, Silber und Edelsteinen in die Hände preußischer Soldaten.
Der geschlagene Kaiser eilte nach Paris, dann nach Rochefort an der Westküste, wo er sich auf ein englisches Schiff begab. Die verbündeten Mächte faßten jetzt den Beschluß, ihn nach der Insel St. Helena zu verbannen. Dort ist er im Jahre 1821 gestorben.
In dem eroberten Paris trafen zum zweiten Male die Monarchen von Preußen, Österreich und Rußland ein. Ludwig Xviii. kehrte auf seinen Thron zurück. Mit ihm wurde der zweite Pariser Friede ab- ^8?« geschlossen. Wieder wurde Frankreich sehr schonend behandelt. Nur geringe 5rltbe" Abtretungen wurden ihm zugemutet; dazu wurde ihm eine Kriegsentschädigung auferlegt, bis zu deren Bezahlung Truppen der Verbündeten im Lande blieben. Auch mußte es die geraubten Kun st schätze herausgeben.
§ 223, Die heilige Allianz. Die Revolutionen in Südeuropa. Tie
letzten fünfundzwanzig Jahre waren eine Zeit gewaltiger, fast ohne Unterbrechung aufeinanderfolgender Kriege gewesen. Die politischen Verhältnisse hatten tiefgreifende Umwandlungen erfahren; die meisten Nationen Europas hatten ungeheure Opfer an Geld und Blut gebracht. Unter diesen Um-
2. Die Zeit des deutschen Bundes. 1815—1866.
I. Die letzten Jahrzehnte Sriebnch Wilhelms Iii. 1815-1840.
Ereignisse der europäischen Politik.
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Extrahierte Ortsnamen: Wellington Napoleons Paris Paris Frankreich Südeuropa Europas
129.
Auerdeutsche Ereignisse zur Zeit Wilhelms H.
69
2. Der Russisch-Japanische Krieg, 19041905. Die Japaner, das tchtigste Volk der mongolischen Raffe, blieben bis in die zweite Hlfte des neunzehnten Jahrhunderts unberhrt von fremden Einflssen. Der Mikado (Kaiser) in seinem Palast in Kioto war dem Volke unsichtbar,
stand nicht in Verbindung mit den Daimio (Statthaltern der Provinzen) und wurde beherrscht von dem Oberfeldherrn, der die Regierungsgewalt hatte. Alle Versuche europischer Völker, mit ihnen Handelsverbindungen anzuknpfen, wiesen die Japaner ab. Da erschienen 1853 acht Kriegs-schisse der Vereinigten Staaten von Amerika, und der Befehlshaber ber-brachte einen Brief seines Prsidenten, worin dieser um einen Freund-schasts- und Handelsvertrag bat. Der japanische Oberfeldherr gab nach, und bald folgten hnliche Vertrge mit europischen Mchten. Damit hrte auch das Verbot fr die Japaner, ihr Vaterland zu verlassen, auf. Die Folge war, da die Regierung des Oberfeldherrn, dem die nationale Partei aus der Verbindung mit den Fremden einen schweren Vorwurf machte, 1868 gestrzt wurde und der Mikado seine ursprngliche Gewalt zurckerhielt. Nun begann eine tiefgreifende und schnelle Umwandlung aller Staats- und Kulturverhltnisse. Der Mikado verlegte seine Residenz nach Tokio und gab eine Verfassung nach europischem Muster mit Ministerien und Volksvertretung. Die Japaner befreundeten sich mit den handgreiflichen Vorzgen der abendlndischen Kultur, schickten ihre Shne auf europische Hochschulen, riefen Europer als Lehrmeister ins Land und bewiesen in der Nachahmung des Fremden ein erstaunliches Geschick.
Als Rußland, das bis an den Stillen Ozean vorgedrungen war und seine dortigen Hfen, Wladiwostok und Port Arthur, durch die Sibirische Bahn mit Europa verbunden hatte, seine Hand auch nach Korea ausstreckte, sah sich Japan in seinen Interessen bedroht und be-gann den Krieg. Bald muten die Russen Korea rumen. Dann wurde 1904. die sdliche Mandschurei der Kriegsschauplatz. In allen greren Schlachten wichen die Russen zurck, ohne da es den Japanern gelang, ihnen den Rckzug abzuschneiden, zuletzt bei Mukden, wo mehr als eine halbe Million Menschen kmpften. Die Festung Port Arthur hatte sich schon nach erbitterten Kmpfen ergeben. Bald nach der Schlacht bei Mukden wurde die groe, aber minderwertige russische Flotte von den Japanern in der Koreastrae vernichtet. Dann kam durch die Vermittlung des Prsidenten der Union der Friede zu Portsmouth (in Nordamerika) 1905. zustande: Japan erhielt den sdlichen Teil von Sachalin, Port Arthur und die Oberherrschaft der Korea. Die Mandschurei wurde an China zurckgegeben.
3. Die russische Revolution, 19051906. Die Niederlagen und die durch den Krieg hervorgerufene Geldnot vermehrten die Unzufriedenheit des russischen Volkes mit den bestehenden Zustnden ( 127,1). Unzufrieden waren auch die angegliederten Vlkerschaften, besonders die Finnen,
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Extrahierte Ortsnamen: Wilhelms_H. Kioto Amerika Tokio Wladiwostok Europa Korea Japan Portsmouth Nordamerika Japan Sachalin Korea China
30
Das Zeitaller der Zerstrung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
erklrt. Gegen Ende Februar fhrten die Verhandlungen mit Alexander Bndnisabschlu des Bndnisses mit Rußland; Alexander ver-Ruland, pslichtete sich, nicht eher die Waffen niederzulegen, als bis Preußen den frheren Umfang wiedergewonnen habe. Einige Wochen spter kam er selbst nach Breslau.
Am 10. Mrz, dem Geburtstag der Knigin Luise, stiftete der König den Orden des eisernen Kreuzes. Wenige Tage spter erklrte er an den Kaiser der Franzosen den Krieg. Zugleich erschien der
..Auftuf an M u f r u f an mein Volkin dem die Preußen an alle die Un-
mein Volk" " 1 '
i7. Mrz. Silben und die Schmach, die sie erlitten hatten, ermnert wurden. Welche Opfer auch", so lauteten die Schluworts von einzelnen gefordert werden mgen, sie wiegen die heiligen Gter nicht auf, fr die wir sie hingeben, fr die wir streiten und siegen mssen, wenn wir nicht aufhren wollen Preußen und Deutsche zu sein. Es ist der letzte entscheidende Kampf, den wir bestehen fr unsere Existenz, unsere Unabhngigkeit, unsern Wohl-stand; keinen andern Ausweg gibt es als einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen Untergang. Auch diesem wrdet ihr getrost entgegen-gehen, weil ehrlos der Preuße und der Deutsche nicht zu leben vermag. Allein wir drfen mit Zuversicht vertrauen: Gott und unser fester Wille werden unserer gerechten Sache den Sieg ver-leihen, mit ihm einen sicheren, glorreichen Frieden und die Wiederkehr einer glcklichen Zeit. Breslau, den 17. Mrz 1813. Friedrich Wilhelm."
An demselben Tage wurde die Bildung einer Landwehr ange-ordnet, welche alle nicht zum Heere gehrigen dienstfhigen Männer bis zum 40. Jahre umfassen sollte. Fr den Fall, da der Feind ins Land brche, sollte ein Sandsturm ins Leben treten, der alle irgendwie dienstfhigen Männer umfassen sollte. An Linientruppen, freiwilligen Jgern und Land-wehr sind allmhlich etwa 300 000 Mann aufgestellt worden; fast der achte Teil der mnnlichen Bevlkerung trat unter die Waffen. Zu diesen Leistungen traten die Opfer, die das verarmte Volk, dem Rufe des Knigs folgend, fr die Kosten des Krieges brachte. Man gab Gold und Schmuck-fachen jeder Art; Ehepaare schenkten ihre goldenen Trauringe, fr die sie eiserne mit der Inschrift: Gold fr Eisen" zurckerhielten; es gab Frauen, welche ihre Haare darbrachten. Eine grere Zeit als jene hat das preu-ische Volk nicht erlebt; erfllt von sittlicher Leidenschaft und religiser In-brunst, zog es in den heiligen Kampf frs Vaterland.
30. Der Frhjahrsfeldzug. Zunchst standen Preußen und Russen amn den Franzosen gegenber. Im April besetzten sie das Knigreich
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Extrahierte Personennamen: Alexander_Bndnisabschlu Alexander Alexander_ver-Ruland Alexander Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
38
Das Zeitalter der Zerstrung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
halten, und man gelangte zu einem Einverstndnis. Aus den Beschlssen des Kongresses ging eine Neuordnung des europischen Staaten-systems hervor.
Gebtets- Rußland zunchst wurde der grte Teil des bisherigen Gro-
Verteilung. ^ r ,
Herzogtums Warschau zugesprochen.
Preußen erhielt von seinen frheren polnischen Besitzungen nur Posen, Thorn und Danzig zurck; es wurde dadurch entschdigt, da ihm die Hlfte des Knigreichs Sachsen, dazu w e st f l i s ch e Landesteile, die Rheinlande und S ch w e d i s ch - V o rp o m m er n zugewiesen wurden. Preußen blieb infolge dieser Anordnungen in zwei unzusammenhngende. Teile gespalten. Aber es wurde noch mehr als bis-her der beherrschende Staat Norddeutschlands; es war jetzt ein wahrhaft deutscher, nicht mehr ein halbslavischer Staat; es erhielt die Wacht zu-gleich an der Weichsel und am Rheine; seine wesentlichsten Interessen waren nicht verschieden von denen des gesamten Deutschlands.
Anders war die Entwicklung sterreichs. Tirol, Salzburg und die illyrischen Provinzen erhielt es zurck; dazu wurden ihm V e n e t i e n und die Lombardei zugesprochen, während es auf Belgien verzichtete. Sein Gebiet war jetzt Keffer abgerundet als vordem; aber es war ein nur teilweise deutscher, zum andern Teil slavisch-ungarisch-italienischer Staat; seine Interessen waren in wichtigen Be-ziehungen andere als die Deutschlands.
Bayern erhielt als Entschdigung sr Tirol und Salzburg die R h e i n p f a l z.
Holland wurde mit Belgien zu einem Knigreich der V e r e i n i g t e n Niederlande verbunden. Die Schweiz wurde fr neutral erklrt. Norwegen wurde mit Schweden durch Personalunion vereinigt. In Italien wurden die frheren Regierungen wiederhergestellt.
Die deutsche Die Hoffnung vieler Patrioten, da man die deutschen Staaten durch Sr0e' ein engeres Band zusammenfassen und ein neues deutsches Reich aus den Trmmern des alten erstehen wrde, erfllte sich nicht. Vergeblich trat S t e i n, der ebenfalls in Wien anwesend war, mit aller Tatkraft fr die deutsche Einheit ein. Nach Metternichs Ansicht lag eine Wiederherstellung des deutschen Kaiserreichs nicht in sterreichs Interesse; die Mittelstaaten ferner wollten mglichst wenig von der Souvernitt opfern, die ihnen Napoleon verliehen hatte; auch Preußen konnte sich einem Habsburgischen Kaiser unmglich unterordnen. So dauerte der deutsche Dualismus, der durch die Siege Friedrichs des Groen begrndet worden war, sort.
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Extrahierte Personennamen: Metternichs Napoleon Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Warschau Thorn Danzig Sachsen Rheinlande Norddeutschlands Rheine Deutschlands Salzburg Belgien Deutschlands Salzburg Holland Niederlande Italien Wien
72
Das Zeitalter der Zerstrung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
Sieg entschieden worden wgr, und schmckte ihn mit dem eigenen Orden pour le mr.
Die Preußen hatten 9000 Mann, die sterreicher mit Einschlu der Gefangenen der 40 000 Mann verloren. Der Feldzug, der die Entscheidung brachte, hatte nicht mehr als sieben Tage gedauert^enedek zog sich zunchst auf Olmtz, dann auf einem Umwege der die kleinen Karpathen und Preburg in der Richtung auf Wien zurck. Unterdessen rckten die preuischen Truppen ebenfalls auf die sterreichische Hauptstadt los. Schon erblickten die Vorposten aus der Ferne den Stephansturm, als am 22. Juli ein Waffenstillstand abgeschlossen wurde. Das letzte Blumenau. Gefecht des Feldzuges wurde bei B l u m e n a u unweit Preburg geliefert; es wurde auf die Nachricht von der Waffenruhe abgebrochen.
Kaiser Franz Joseph hatte sich sofort nach der Schlacht bei Knig-grtz an Napoleon Iii. mit der Bitte um Vermittelung gewandt und Venetien an ihn abgetreten; seine Hoffnung war, da Italien, wenn es aus Napoleons Hand diese Provinz empfinge, vom Kriege zurcktreten und vielleicht Napoleon selbst sich auf sterreichs Seite schlagen wrde. Die Italiener hatten bisher unglcklich gefochten. Zuerst war ihr Land-Custoz^a und Heer von dem Erzherzog Albrecht bei C u st o z a in der Gegend von Verona geschlagen worden; dann erlitt ihre Flotte eine Niederlage bei der Insel Lissa. Aber dagegen emprte sich das Ehrgefhl des ita-lienischen Volkes, sich Venetien, wie 1859 die Lombardei, von Napoleon schenken zu lassen; die italienischen Truppen rckten vielmehr in Venetien ein und besetzten den grten Teil der Provinz, von den sterreichern kaum gehindert, da diese alle verfgbaren Truppen nach dem nrdlichen Kriegsschauplatze sandten. Indessen nahm König Wilhelm zwar die Ver-Mittelung Napoleons an, setzte aber die kriegerischen Unternehmungen fort, bis es zu dem bereits erwhnten Waffenstillstand und wenige Tage darauf zum Abschlu des Prliminarfriedens von Nikolsburg kam.
Friede. Am 23. August wurde der endgltige Friede zu Prag unterzeichnet.
Bismarck hatte es bereits aus dem Schlachtfelde von Kniggrtz aus-gesprochen, da es nunmehr gelte, die alte Freundschaft mit sterreich wiederherzustellen. Um die sterreicher nicht zu erbittern, wurden ihnen sehr milde Friedensbedingungen auferlegt. Zwar mute sterreich die Auflsung des deutschen Bundes und die Grndung eines neuen nord-deutschen Bundes, an dessen Spitze Preußen trat, anerkennen; auch gab es seine Zustimmung dazu, da sich Preußen durch Annexion von Schleswig-Holstein und anderen Gebieten stark vergrerte. Aber von Venetien abgesehen, das an Italien fiel, wurde ihm keine Landabtretung
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Extrahierte Ortsnamen: Wien Stephansturm Venetien Italien Napoleons Verona Venetien Napoleons Nikolsburg Schleswig-Holstein Venetien Italien
Ereignisse der europischen Politik.
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den Gegnern besetzten Gehfte ein. Blcher oder die Nacht", sagte der,
besorgte englische Feldherr. Da erschienen in der rechten Flanke des sranz-sischen Heeres die Preußen. Auch jetzt trat Napoleon noch nicht den Rckzug an, sondern warf die eine Hlfte seiner Garden, die er bisher in Reserve behalten hatte, dem neuen Feind entgegen, während er die andere Hlfte von Ney noch einmal gegen die Englnder führen lie. Aber beide An-griffe milangen; berall geschlagen, strzten die Franzosen bald in un-geordneter Flucht dahin. Bei Belle Alliance trafen sich Blcher und Welling-ton und umarmten sich. Gneisenau aber leitete die Verfolgung,
die so grndlich war, da das feindliche Heer vllig zersprengt wurde. Dabei fiel Napoleons Wagen mit seinem Hut und Degen und einem reichen Inhalt an Gold, Silber und Edelsteinen in die Hnde preuischer Soldaten.
Der geschlagene Kaiser eilte nach Paris, dann nach Rochefort an der Westkste, wo er sich auf ein englisches Schiff begab. Die verbndeten Mchte faten jetzt den Beschlu, ihn nach der Insel St. Helena zu verbannen. Dort ist er im Jahre 1821 gestorben.
In dem eroberten Paris trafen zum zweiten Male die Monarchen von Preußen, Osterreich und Rußland ein. Ludwig Xviii. kehrte auf seinen Thron zurck. Mit ihm wurde der zweite Pariser Friede ab-gagte geschlossen. Wieder wurde Frankreich sehr schonend behandelt. Nur geringe 5rtebe-Abtretungen wurden ihm zugemutet; dazu wurde ihm eine Kriegs-entschdigung auferlegt, bis zu deren Bezahlung Truppen der Ver-kndeten im Lande blieben. Auch mute es die geraubten Kun st schtze herausgeben.
2. Die Zeit des deutschen Bundes. 18151866.
I. Die letzten Jahrzehnte Friedrich Wilhelms Iii. 1815-1840.
Ereignisse der europischen Politik.
223. Die heilige Allianz. Die Revolutionen in Sdeuropa. Die
letzten fnfundzwanzig Jahre waren eine Zeit gewaltiger, fast ohne Unter-brechung aufeinanderfolgender Kriege gewesen. Die politischen Verhltnisse hatten tiefgreifende Umwandlungen erfahren; die meisten Nationen Europas hatten ungeheure Opfer an Geld und Blut gebracht. Unter diesen Um-
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